In der Voreinstellung unterstützt FreeBSD OPIE (One-time Passwords in Everything), das in der Regel MD5-Hash-Funktionen einsetzt.
Im Folgenden werden drei verschiedene Passwörter verwendet. Das erste ist Ihr normales System- oder Kerberos-Passwort und wird im Folgenden “System-Passwort” genannt. Das zweite ist das Einmalpasswort, das bei OPIE von opiekey generiert und von opiepasswd und dem Login-Programm akzeptiert wird. Im Folgenden wird es “Einmalpasswort” genannt. Das dritte Passwort ist das geheime Passwort, das Sie mit opiekey (manchmal auch mit opiepasswd) zum Erstellen der Einmalpasswörter verwenden. Dieses Passwort werden wir im Folgenden “geheimes Passwort” oder schlicht “Passwort” nennen.
Das geheime Passwort steht in keiner Beziehung zu Ihrem System-Passwort, beide können gleich sein, obwohl das nicht empfohlen wird. Die geheimen Passwörter von OPIE sind nicht auf eine Länge von 8 Zeichen, wie alte UNIX® Passwörter[1], beschränkt. Sie können so lang sein, wie Sie wollen. Gebräuchlich sind Passwörter, die sich aus sechs bis sieben Wörtern zusammensetzen. Das OPIE-System arbeitet größtenteils unabhängig von den auf UNIX-Systemen verwendeten Passwort-Mechanismen.
Neben dem Passwort gibt es noch zwei Werte, die für OPIE wichtig sind. Der erste ist der “Initialwert” (engl. seed oder key), der aus zwei Buchstaben und fünf Ziffern besteht. Der zweite Wert ist der “Iterationszähler”, eine Zahl zwischen 1 und 100. OPIE generiert das Einmalpasswort, indem es den Initialwert und das geheime Passwort aneinander hängt und dann die MD5-Hash-Funktion so oft, wie durch den Iterationszähler gegeben, anwendet. Das Ergebnis wird in sechs englische Wörter umgewandelt, die Ihr Einmalpasswort sind. Das Authentifizierungssystem (meistens PAM) merkt sich das zuletzt benutzte Einmalpasswort und Sie sind authentisiert, wenn die Hash-Funktion des Passworts dem vorigen Passwort entspricht. Da nicht umkehrbare Hash-Funktionen benutzt werden, ist es unmöglich, aus einem bekannten Passwort weitere gültige Einmalpasswörter zu berechnen. Der Iterationszähler wird nach jeder erfolgreichen Anmeldung um eins verringert und stellt so die Synchronisation zwischen Benutzer und Login-Programm sicher. Wenn der Iterationszähler den Wert 1 erreicht, muss OPIE neu initialisiert werden.
In jedem System werden mehrere Programme verwendet, die weiter unten beschrieben werden. opiekey verlangt einen Iterationszähler, einen Initialwert und ein geheimes Passwort. Daraus generiert es ein Einmalpasswort oder eine Liste von Einmalpasswörtern. opiepasswd wird dazu benutzt, um OPIE zu initialisieren. Mit diesem Programm können Passwörter, Iterationszähler oder Initialwerte geändert werden. Als Parameter verlangt es entweder ein geheimes Passwort oder einen Iterationszähler oder einen Initialwert und ein Einmalpasswort. opieinfo hingegen gibt den momentanen Iterationszähler und Initialwert eines Benutzers aus. Diese werden aus der Datei /etc/opiekeys ermittelt.
Im Folgenden werden vier verschiedene Tätigkeiten beschrieben. Zuerst wird erläutert, wie opiepasswd über eine gesicherte Verbindung eingesetzt werden, um Einmalpasswörter das erste Mal zu konfigurieren oder das Passwort oder den Initialwert zu ändern. Als nächstes wird erklärt, wie opiepasswd über eine nicht gesicherte Verbindung, oder zusammen mit opiekey über eine gesicherte Verbindung eingesetzt werden, um dasselbe zu erreichen. Als drittes wird beschrieben, wie opiekey genutzt wird, um sich über eine nicht gesicherte Verbindung anzumelden. Die vierte Tätigkeit beschreibt, wie mit opiekey eine Reihe von Schlüsseln generiert wird, die Sie sich aufschreiben oder ausdrucken können, um sich von Orten anzumelden, die über keine gesicherten Verbindungen verfügen.
Um OPIE erstmals zu initalisieren, rufen Sie opiepasswd auf:
% opiepasswd -c [grimreaper] ~ $ opiepasswd -f -c Adding unfurl: Only use this method from the console; NEVER from remote. If you are using telnet, xterm, or a dial-in, type ^C now or exit with no password. Then run opiepasswd without the -c parameter. Using MD5 to compute responses. Enter new secret pass phrase: Again new secret pass phrase: ID unfurl OTP key is 499 to4268 MOS MALL GOAT ARM AVID COED
Nach der Aufforderung Enter new secret pass phrase: oder Enter secret password: geben Sie bitte Ihr Passwort ein. Dies ist nicht das Passwort, mit dem Sie sich anmelden, sondern es wird genutzt, um das Einmalpasswort zu generieren. Die Zeile, die mit “ID” anfängt, enthält Ihren Login-Namen, den Iterationszähler und den Initialwert. Diese Werte müssen Sie sich nicht behalten, da das System sie zeigen wird, wenn Sie sich anmelden. In der letzten Zeile steht das Einmalpasswort, das aus diesen Parametern und Ihrem geheimen Passwort ermittelt wurde. Wenn sie sich jetzt wieder anmelden wollten, dann müssten Sie dieses Passwort benutzen.
Um Einmalpasswörter über eine nicht gesicherte Verbindung einzurichten, oder das geheime Passwort zu ändern, müssen Sie über eine gesicherte Verbindung zu einer Stelle verfügen, an der Sie opiekey ausführen. Dies kann etwa die Eingabeaufforderung auf einer Maschine, der Sie vertrauen, sein. Zudem müssen Sie einen Iterationszähler vorgeben (100 ist ein guter Wert) und einen Initialwert wählen, wobei Sie auch einen zufällig generierten benutzen können. Benutzen Sie opiepasswd über die ungesicherte Verbindung zu der Maschine, die Sie einrichten wollen:
% opiepasswd Updating unfurl: You need the response from an OTP generator. Old secret pass phrase: otp-md5 498 to4268 ext Response: GAME GAG WELT OUT DOWN CHAT New secret pass phrase: otp-md5 499 to4269 Response: LINE PAP MILK NELL BUOY TROY ID mark OTP key is 499 gr4269 LINE PAP MILK NELL BUOY TROY
Drücken Sie Return, um die Vorgabe für den Initialwert zu akzeptieren. Bevor Sie nun das Zugriffspasswort (engl. access password) eingeben, rufen Sie über die gesicherte Verbindung opikey mit denselben Parametern auf:
% opiekey 498 to4268 Using the MD5 algorithm to compute response. Reminder: Don't use opiekey from telnet or dial-in sessions. Enter secret pass phrase: GAME GAG WELT OUT DOWN CHAT
Gehen Sie nun zurück zu der nicht gesicherten Verbindung und geben dort das eben generierte Einmalpasswort ein.
Nachdem Sie OPIE eingerichtet haben, werden Sie beim nächsten Anmelden wie folgt begrüßt:
% telnet example.com Trying 10.0.0.1... Connected to example.com Escape character is '^]'. FreeBSD/i386 (example.com) (ttypa) login: <username> otp-md5 498 gr4269 ext Password:
Anmerkung: OPIE besitzt eine nützliche Eigenschaft, die hier nicht gezeigt ist. Wenn Sie an der Eingabeaufforderung Return eingeben, wird die echo-Funktion eingeschaltet, das heißt Sie sehen, was Sie tippen. Dies ist besonders nützlich, wenn Sie ein generiertes Passwort von einem Ausdruck abtippen müssen.
Jetzt müssen Sie Ihr Einmalpasswort generieren, um der Anmeldeaufforderung nachzukommen. Dies muss auf einem gesicherten System geschehen, auf dem Sie oder opiekey ausführen können. Dieses Programm gibt es übrigens auch für DOS, Windows® und Mac OS®. Es benötigt den Iterationszähler sowie den Initialwert als Parameter, die Sie mittels “cut-and-paste” direkt von der Login-Aufforderung nehmen können.
Auf dem sicheren System:
% opiekey 498 to4268 Using the MD5 algorithm to compute response. Reminder: Don't use opiekey from telnet or dial-in sessions. Enter secret pass phrase: GAME GAG WELT OUT DOWN CHAT
Mit dem jetzt generierten Einmalpasswort können Sie die Anmeldeprozedur fortsetzen.
Manchmal müssen Sie sich an Orte begeben, an denen Sie keinen Zugriff auf eine sichere Maschine oder eine sichere Verbindung haben. In diesem Fall können Sie vorher mit opiekey einige Einmalpasswörter generieren, die Sie sich ausdrucken und mitnehmen können. Zum Beispiel:
% opiekey -n 5 30 zz99999 Using the MD5 algorithm to compute response. Reminder: Don't use opiekey from telnet or dial-in sessions. Enter secret pass phrase: <secret password> 26: JOAN BORE FOSS DES NAY QUIT 27: LATE BIAS SLAY FOLK MUCH TRIG 28: SALT TIN ANTI LOON NEAL USE 29: RIO ODIN GO BYE FURY TIC 30: GREW JIVE SAN GIRD BOIL PHI
Mit -n 5
fordern Sie fünf Passwörter der Reihe nach
an. Der letzte Iterationszähler wird durch 30
gegeben.
Beachten Sie bitte, dass die Passwörter in der umgekehrten Reihenfolge, in der sie zu benutzen sind,
ausgeben werden. Wenn Sie wirklich paranoid sind, schreiben Sie sich jetzt die
Passwörter auf, ansonsten drucken Sie sie mit lpr aus.
Beachten Sie, dass jede Zeile den Iterationszähler und das Einmalpasswort
zeigt, trotzdem finden Sie es vielleicht hilfreich, eine Zeile nach Gebrauch
durchzustreichen.
OPIE kann die Verwendung von System-Passwörtern abhängig von der Quell-IP-Adresse einschränken. Die dazu nötigen Einstellungen werden in der Datei /etc/opieaccess vorgenommen, die bei der Installation des Systems automatisch erzeugt wird. Weitere Informationen über diese Datei und Sicherheitshinweise zu ihrer Verwendung entnehmen Sie bitte der Hilfeseite opieaccess(5).
Die Datei opieaccess könnte beispielsweise die folgende Zeile enthalten:
permit 192.168.0.0 255.255.0.0
Diese Zeile erlaubt es Benutzern, die sich von einer der angegebenen Quell-IP-Adressen anmelden, ihr System-Passwort zu verwenden. Beachten Sie bitte, dass eine Quell-IP-Adresse leicht gefälscht werden kann.
Findet sich in opieaccess kein passender Eintrag, muss die Anmeldung mit OPIE erfolgen.
[1] |
Unter FreeBSD darf das System-Passwort maximal 128 Zeichen lang sein. |
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