FreeBSD bietet ausgezeichnete Möglichkeiten, Daten vor unberechtigten Zugriffen zu schützen. Wenn das Betriebssystem läuft, schützen Zugriffsrechte und vorgeschriebene Zugriffskontrollen (MAC) (siehe Kapitel 17) die Daten. Die Zugriffskontrollen des Betriebssystems schützen allerdings nicht vor einem Angreifer, der Zugriff auf den Rechner hat. Der Angreifer kann eine Festplatte einfach in ein anderes System einbauen und dort die Daten analysieren.
Die für FreeBSD verfügbaren kryptografischen Subsysteme GEOM Based Disk Encryption (gbde) und geli sind in der Lage, Daten auf Dateisystemen auch vor hoch motivierten Angreifern zu schützen, die über erhebliche Mittel verfügen. Dieser Schutz ist unabhängig von der Art und Weise, durch die ein Angreifer Zugang zu einer Festplatte oder zu einem Rechner erlangt hat. Im Gegensatz zu schwerfälligen Systemen, die einzelne Dateien verschlüsseln, verschlüsseln gbde und geli transparent ganze Dateisysteme. Auf der Festplatte werden dabei keine Daten im Klartext gespeichert.
Wechseln sie zu root
Sie benötigen Superuser-Rechte, um gbde einzurichten.
% su - Password:
Aktivieren Sie gbde(4) in der Kernelkonfigurationsdatei
Fügen Sie folgende Zeile in Ihre Kernelkonfigurationsdatei ein:
options GEOM_BDE
Übersetzen und installieren Sie den FreeBSD-Kernel wie in Kapitel 9 beschrieben.
Starten sie das System neu, um den neuen Kernel zu benutzen.
Alternativ zur Neukompilierung des Kernels können Sie auch kldload verwenden, um das Kernelmodul gbde(4) zu laden:
# kldload geom_bde
Das folgende Beispiel beschreibt, wie ein Dateisystem auf einer neuen Festplatte verschlüsselt wird. Das Dateisystem wird in /private eingehangen. Mit gbde könnten auch /home und /var/mail verschlüsselt werden. Die dazu nötigen Schritte können allerdings in dieser Einführung nicht behandelt werden.
Installieren der Festplatte
Installieren Sie die Festplatte wie in Abschnitt 19.3 beschrieben. Im Beispiel verwenden wir die Partition /dev/ad4s1c. Die Gerätedateien /dev/ad0s1* sind Standard-Partitionen des FreeBSD-Systems.
# ls /dev/ad* /dev/ad0 /dev/ad0s1b /dev/ad0s1e /dev/ad4s1 /dev/ad0s1 /dev/ad0s1c /dev/ad0s1f /dev/ad4s1c /dev/ad0s1a /dev/ad0s1d /dev/ad4
Verzeichnis für gbde-Lock-Dateien anlegen
# mkdir /etc/gbde
Die Lock-Dateien sind für den Zugriff von gbde auf verschlüsselte Partitionen notwendig. Ohne die Lock-Dateien können die Daten nur mit erheblichem manuellen Aufwand wieder entschlüsselt werden (dies wird auch von der Software nicht unterstützt). Jede verschlüsselte Partition benötigt eine gesonderte Lock-Datei.
Vorbereiten der gbde-Partition
Eine von gbde benutzte Partition muss einmalig vorbereitet werden:
# gbde init /dev/ad4s1c -i -L /etc/gbde/ad4s1c.lock
gbde(8) öffnet eine
Vorlage in Ihrem Editor, in der Sie verschiedene Optionen einstellen können.
Setzen Sie sector_size
auf 2048, wenn Sie UFS1 oder UFS2 benutzen.
# $FreeBSD: src/sbin/gbde/template.txt,v 1.1.36.1 2009/08/03 08:13:06 kensmith Exp $ # # Sector size is the smallest unit of data which can be read or written. # Making it too small decreases performance and decreases available space. # Making it too large may prevent filesystems from working. 512 is the # minimum and always safe. For UFS, use the fragment size # sector_size = 2048 [...]
gbde(8) fragt dann zweimal eine Passphrase zum Schutz der Daten ab. Die Passphrase muss beides Mal gleich eingegeben werden. Die Sicherheit der Daten hängt alleine von der Qualität der gewählten Passphrase ab. [1]
Mit gbde init wurde im Beispiel auch die Lock-Datei /etc/gbde/ad4s1c.lock angelegt. gbde-Lockdateien müssen die Dateiendung “.lock” aufweisen, damit sie von /etc/rc.d/gbde, dem Startskript von gbde, erkannt werden.
Achtung: Sichern Sie die Lock-Dateien von gbde immer zusammen mit den verschlüsselten Dateisystemen. Ein entschlossener Angreifer kann die Daten vielleicht auch ohne die Lock-Datei entschlüsseln. Ohne die Lock-Datei können Sie allerdings nicht auf die verschlüsselten Daten zugreifen. Dies ist nur noch mit erheblichem manuellen Aufwand möglich, der weder von gbde(8) noch seinem Entwickler unterstützt wird.
Einbinden der verschlüsselten Partition in den Kernel
# gbde attach /dev/ad4s1c -l /etc/gbde/ad4s1c.lock
Das Kommando fragt die Passphrase ab, die Sie beim Vorbereiten der Partition eingegeben haben. Das neue Gerät erscheint danach als /dev/device_name.bde im Verzeichnis /dev:
# ls /dev/ad* /dev/ad0 /dev/ad0s1b /dev/ad0s1e /dev/ad4s1 /dev/ad0s1 /dev/ad0s1c /dev/ad0s1f /dev/ad4s1c /dev/ad0s1a /dev/ad0s1d /dev/ad4 /dev/ad4s1c.bde
Dateisystem auf dem verschlüsselten Gerät anlegen
Wenn der Kernel die verschlüsselte Partition kennt, können Sie ein Dateisystem
auf ihr anlegen. Benutzen Sie dazu den Befehl newfs(8). Da ein
Dateisystem vom Typ UFS2 sehr viel schneller als eins vom Typ UFS1 angelegt wird,
empfehlen wir Ihnen, die Option -O2
zu benutzen.
# newfs -U -O2 /dev/ad4s1c.bde
Anmerkung: newfs(8) muss auf einer dem Kernel bekannten gbde-Partition (einem Gerät mit dem Namen *.bde laufen.
Einhängen der verschlüsselten Partition
Legen Sie einen Mountpunkt für das verschlüsselte Dateisystem an:
# mkdir /private
Hängen Sie das verschlüsselte Dateisystem ein:
# mount /dev/ad4s1c.bde /private
Überprüfen des verschlüsselten Dateisystem
Das verschlüsselte Dateisystem sollte jetzt von df(1) erkannt werden und benutzt werden können.
% df -H Filesystem Size Used Avail Capacity Mounted on /dev/ad0s1a 1037M 72M 883M 8% / /devfs 1.0K 1.0K 0B 100% /dev /dev/ad0s1f 8.1G 55K 7.5G 0% /home /dev/ad0s1e 1037M 1.1M 953M 0% /tmp /dev/ad0s1d 6.1G 1.9G 3.7G 35% /usr /dev/ad4s1c.bde 150G 4.1K 138G 0% /private
Nach jedem Neustart müssen verschlüsselte Dateisysteme dem Kernel wieder bekannt gemacht werden, auf Fehler überprüft werden und eingehangen werden. Die dazu nötigen Befehle müssen als root durchgeführt werden.
gbde-Partition im Kernel bekannt geben
# gbde attach /dev/ad4s1c -l /etc/gbde/ad4s1c.lock
Das Kommando fragt nach der Passphrase, die Sie beim Vorbereiten der verschlüsselten gbde-Partition festgelegt haben.
Prüfen des Dateisystems
Das verschlüsselte Dateisystem kann noch nicht automatisch über /etc/fstab eingehangen werden. Daher muss es vor dem Einhängen mit fsck(8) geprüft werden:
# fsck -p -t ffs /dev/ad4s1c.bde
Einhängen des verschlüsselten Dateisystems
# mount /dev/ad4s1c.bde /private
Das verschlüsselte Dateisystem steht danach zur Verfügung.
Mit einem Skript können verschlüsselte Dateisysteme automatisch bekannt gegeben, geprüft und eingehangen werden. Wir raten Ihnen allerdings aus Sicherheitsgründen davon ab. Starten Sie das Skript manuell an der Konsole oder in einer ssh(1)-Sitzung.
Zu diesem Zweck existiert ein rc.d-Skript, an das über Einträge in der Datei rc.conf(5) Argumente übergeben werden können. Dazu ein Beispiel:
gbde_autoattach_all="YES" gbde_devices="ad4s1c" gbde_lockdir="/etc/gbde"
Durch diese Argumente muss beim Systemstart die gbde-Passphrase eingegeben werden. Erst nach Eingabe der korrekten Passphrase wird die gbde-verschlüsselte Partition automatisch in den Verzeichnisbaum eingehängt. Dieses Vorgehen ist insbesondere dann nützlich, wenn Sie gbde auf einem Notebook einsetzen wollen.
gbde(8) benutzt den 128-Bit AES im CBC-Modus, um die Daten eines Sektors zu verschlüsseln. Jeder Sektor einer Festplatte wird mit einem unterschiedlichen AES-Schlüssel verschlüsselt. Mehr Informationen, unter anderem wie die Schlüssel für einen Sektor aus der gegebenen Passphrase ermittelt werden, erhalten Sie in gbde(4).
sysinstall(8) kann nicht mit verschlüsselten gbde-Geräten umgehen. Vor dem Start von sysinstall(8) sind alle *.bde-Geräte zu deaktivieren, da sysinstall(8) sonst bei der Gerätesuche abstürzt. Das im Beispiel verwendete Gerät wird mit dem folgenden Befehl deaktiviert:
# gbde detach /dev/ad4s1c
geli ist als alternative kryptografische GEOM-Klasse
verfügbar und wird derzeit von Pawel Jakub Dawidek <pjd@FreeBSD.org>
weiterentwickelt. geli unterscheidet sich von gbde durch
unterschiedliche Fähigkeiten und einen unterschiedlichen Ansatz für die
Verschlüsselung von Festplatten.
Die wichtigsten Merkmale von geli(8) sind:
Der Einsatz des crypto(9)-Frameworks – verfügt das System über kryptografische Hardware, wird diese von geli automatisch verwendet.
Die Unterstützung verschiedener kryptografischer Algorithmen (derzeit AES, Blowfish, sowie 3DES).
Die Möglichkeit, die root-Partition zu verschlüsseln. Um auf die verschlüsselte root-Partition zugreifen zu können, muss beim Systemstart die Passphrase eingegeben werden.
geli erlaubt den Einsatz von zwei voneinander unabhängigen Schlüsseln (etwa einem privaten “Schlüssel” und einem “Unternehmens-Schlüssel”).
geli ist durch einfache Sektor-zu-Sektor-Verschlüsselung sehr schnell.
Die Möglichkeit, Master-Keys zu sichern und wiederherzustellen. Wenn ein Benutzer seinen Schlüssel zerstört, kann er über seinen zuvor gesicherten Schlüssel wieder auf seine Daten zugreifen.
geli erlaubt es, Platten mit einem zufälligen Einmal-Schlüssel einzusetzen, was insbesondere für Swap-Partitionen und temporäre Dateisysteme interessant ist.
Weitere Informationen zu den Fähigkeiten von geli finden Sie in geli(8).
Die folgenden Schritte beschreiben, wie Sie geli im FreeBSD-Kernel aktivieren und einen geli-Verschlüsselungs-Provider anlegen können.
Da Sie Ihren Kernel anpassen müssen, benötigen Sie außerdem root-Privilegien.
Aufnahme der geli-Unterstützung in Ihre Kernelkonfigurationsdatei
Fügen Sie die folgenden Zeilen in Ihre Kernelkonfigurationsdatei ein:
options GEOM_ELI device crypto
Bauen und installieren Sie Ihren neuen Kernel wie in Kapitel 9 beschrieben.
Alternativ können Sie aber auch das geli-Kernelmodul beim Systemstart laden. Dazu fügen Sie die folgende Zeile in /boot/loader.conf ein:
geom_eli_load="YES"
Ab sofort wird geli(8) vom Kernel unterstützt.
Erzeugen des Master-Keys
Das folgende Beispiel beschreibt, wie Sie eine Schlüsseldatei erzeugen, die als Teil des Master-Keys für den Verschlüsselungs-Provider verwendet wird, der unter /private in den Verzeichnisbaum eingehängt (“gemountet”) wird. Diese Schlüsseldatei liefert zufällige Daten, die für die Verschlüsselung des Master-Keys benötigt werden. Zusätzlich wird der Master-Key durch eine Passphrase geschützt. Die Sektorgröße des Providers beträgt 4 KB. Außerdem wird beschrieben, wie Sie einen geli-Provider aktivieren, ein vom ihm verwaltetes Dateisystem erzeugen, es mounten, mit ihm arbeiten und wie Sie es schließlich wieder unmounten und den Provider deaktivieren.
Um eine bessere Leistung zu erzielen, sollten Sie eine größere Sektorgröße (beispielsweise 4 KB) verwenden.
Der Master-Key wird durch eine Passphrase sowie die Daten der Schlüsseldatei (die von /dev/random stammen) geschützt. Die Sektorgröße von /dev/da2.eli (das als Provider bezeichnet wird) beträgt 4 KB.
# dd if=/dev/random of=/root/da2.key bs=64 count=1 # geli init -s 4096 -K /root/da2.key /dev/da2 Enter new passphrase: Reenter new passphrase:
Es ist nicht zwingend nötig, sowohl eine Passphrase als auch eine Schlüsseldatei zu verwenden. Die einzelnen Methoden können auch unabhängig voneinander eingesetzt werden.
Wird für die Schlüsseldatei der Wert “-” angegeben, wird dafür die Standardeingabe verwendet. Das folgende Beispiel zeigt, dass Sie auch mehr als eine Schlüsseldatei verwenden können.
# cat keyfile1 keyfile2 keyfile3 | geli init -K - /dev/da2
Aktivieren des Providers mit dem erzeugten Schlüssel
# geli attach -k /root/da2.key /dev/da2 Enter passphrase:
Dadurch wird die (Normaltext-)Gerätedatei /dev/da2.eli angelegt.
# ls /dev/da2* /dev/da2 /dev/da2.eli
Das neue Dateisystem erzeugen
# dd if=/dev/random of=/dev/da2.eli bs=1m # newfs /dev/da2.eli # mount /dev/da2.eli /private
Das verschlüsselte Dateisystem wird nun von df(1) angezeigt und kann ab sofort eingesetzt werden.
# df -H Filesystem Size Used Avail Capacity Mounted on /dev/ad0s1a 248M 89M 139M 38% / /devfs 1.0K 1.0K 0B 100% /dev /dev/ad0s1f 7.7G 2.3G 4.9G 32% /usr /dev/ad0s1d 989M 1.5M 909M 0% /tmp /dev/ad0s1e 3.9G 1.3G 2.3G 35% /var /dev/da2.eli 150G 4.1K 138G 0% /private
Das Dateisystem unmounten und den Provider deaktivieren
Wenn Sie nicht mehr mit dem verschlüsselten Dateisystem arbeiten und die unter /private eingehängte Partition daher nicht mehr benötigen, sollten Sie diese unmounten und den geli-Verschlüsselungs-Provider wieder deaktivieren.
# umount /private # geli detach da2.eli
Weitere Informationen zum Einsatz von geli finden Sie in geli(8).
geli verfügt über ein rc.d-Skript, das den Einsatz von geli deutlich vereinfacht. Es folgt nun ein Beispiel, in dem geli über die Datei rc.conf(5) konfiguriert wird:
geli_devices="da2" geli_da2_flags="-p -k /root/da2.key"
Durch diese Einträge wird /dev/da2 als geli-Provider festgelegt. Der Master-Key befindet sich in /root/da2.key. Beim Aktivieren des geli-Providers wird keine Passphrase abgefragt (beachten Sie,
dass dies nur dann möglich ist, wenn Sie geli mit dem
Parameter -P
initialisieren). Wird das System
heruntergefahren, wird der geli-Provider zuvor
deaktiviert.
Weitere Informationen zur Konfiguration der rc.d-Skripten finden Sie im Abschnitt rc.d des Handbuchs.
[1] |
Die Auswahl einer sicheren und leicht zu merkenden Passphrase wird auf der Webseite Diceware Passphrase beschrieben. |
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