6.6. Der X-Display-Manager

Beigetragen von Seth Kingsley.

6.6.1. Einführung

Der X-Display-Manager (XDM), eine optionale Komponente des X-Window-Systems, verwaltet Sitzungen. Er kann mit vielen Komponenten, wie minimal ausgestatteten X-Terminals, Arbeitsplatz-Rechnern und leistungsfähigen Netzwerkservern, nutzbringend eingesetzt werden. Da das X-Window-System netzwerktransparent ist, gibt es zahlreiche Möglichkeiten, X-Clients und X-Server auf unterschiedlichen Rechnern im Netz laufen zu lassen. XDM stellt eine grafische Anmeldemaske zur Verfügung, in der Sie den Rechner, auf dem eine Sitzung laufen soll, auswählen können und in der Sie die nötigen Autorisierungs-Informationen, wie Benutzername und Passwort, eingeben können.

Die Funktion des X-Display-Managers lässt sich mit der von getty(8) (siehe Abschnitt 27.3.2) vergleichen. Er meldet den Benutzer am ausgesuchten System an, startet ein Programm (meist einen Window-Manager) und wartet darauf, dass dieses Programm beendet wird, das heißt der Benutzer die Sitzung beendet hat. Nachdem die Sitzung beendet ist, zeigt XDM den grafischen Anmeldebildschirm für den nächsten Benutzer an.

6.6.2. XDM einrichten

Um XDM verwenden zu können, installieren Sie den Port x11/xdm (dieser wird standardmässig nicht in aktuellen Xorg-Versionen mitinstalliert). Der XDM-Dæmon befindet sich dann in /usr/local/bin/xdm und kann jederzeit von root gestartet werden. Er verwaltet dann den X-Bildschirm des lokalen Rechners. XDM lässt sich bequem mit einem Eintrag in /etc/ttys (siehe Abschnitt 27.3.2.1) bei jedem Start des Rechners aktivieren. In /etc/ttys sollte schon der nachstehende Eintrag vorhanden sein:

ttyv8   "/usr/local/bin/xdm -nodaemon"  xterm   off secure

In der Voreinstellung ist dieser Eintrag nicht aktiv. Um den Eintrag zu aktivieren, ändern Sie den Wert in Feld 5 von off zu on und starten Sie init(8) entsprechend der Anleitung in Abschnitt 27.3.2.2 neu. Das erste Feld gibt den Namen des Terminals an, auf dem das Programm läuft. Im Beispiel wird ttyv8 verwendet, das heißt XDM läuft auf dem neunten virtuellen Terminal.

6.6.3. XDM konfigurieren

Das Verhalten und Aussehen von XDM steuern Sie mit Konfigurationsdateien, die im Verzeichnis /usr/local/lib/X11/xdm stehen. Üblicherweise finden Sie dort die folgenden Dateien vor:

Datei Beschreibung
Xaccess Regelsatz, der zur Autorisierung von Clients benutzt wird.
Xresources Vorgabewerte für X-Ressourcen.
Xservers Liste mit lokalen und entfernten Bildschirmen, die verwaltet werden.
Xsession Vorgabe für das Startskript der Sitzung.
Xsetup_* Skript, das dazu dient, Anwendungen vor der Anmeldung zu starten.
xdm-config Konfiguration für alle auf der Maschine verwalteten Bildschirme.
xdm-errors Fehlermeldungen des Servers.
xdm-pid Die Prozess-ID des gerade laufenden XDM-Prozesses.

Im Verzeichnis /usr/local/lib/X11/xdm befinden sich auch noch Skripten und Programme, die zum Einrichten der XDM-Oberfläche dienen. Der Zweck dieser Dateien und der Umgang mit ihnen wird in der Hilfeseite xdm(1) erklärt. Wir gehen im Folgenden nur kurz auf ein paar der Dateien ein.

Die vorgegebene Einstellung zeigt ein rechteckiges Anmeldefenster, in dem der Rechnername in großer Schrift steht. Darunter befinden sich die Eingabeaufforderungen Login: und Password:. Mit dieser Maske können Sie anfangen, wenn Sie das Erscheinungsbild von XDM verändern wollen.

6.6.3.1. Xaccess

Verbindungen zu XDM werden über das “X Display Manager Connection Protocol” (XDMCP) hergestellt. XDMCP-Verbindungen von entfernten Maschinen werden über den Regelsatz in Xaccess kontrolliert. Diese Datei wird allerdings ignoriert, wenn in xdm-config keine Verbindungen entfernter Maschinen erlaubt sind (dies ist auch die Voreinstellung).

6.6.3.2. Xresources

In dieser Datei kann das Erscheinungsbild der Bildschirmauswahl und der Anmeldemasken festgelegt werden. Das Format entspricht den Dateien im Verzeichnis app-defaults, die in der X11-Dokumentation beschrieben sind.

6.6.3.3. Xservers

Diese Datei enthält eine Liste entfernter Maschinen, die in der Bildschirmauswahl angeboten werden.

6.6.3.4. Xsession

Dieses Skript wird vom XDM aufgerufen, nachdem sich ein Benutzer erfolgreich angemeldet hat. Üblicherweise besitzt jeder Benutzer eine angepasste Version dieses Skripts in ~/.xsession, das dann anstelle von Xsession ausgeführt wird.

6.6.3.5. Xsetup_*

Diese Skripten werden automatisch ausgeführt bevor die Bildschirmauswahl oder die Anmeldemasken angezeigt werden. Für jeden lokalen Bildschirm gibt es ein Skript, dessen Namen aus Xsetup_ gefolgt von der Bildschirmnummer gebildet wird (zum Beispiel Xsetup_0). Normalerweise werden damit ein oder zwei Programme, wie xconsole, im Hintergrund gestartet.

6.6.3.6. xdm-config

Diese Datei enthält Einstellungen, die für jeden verwalteten Bildschirm zutreffen. Das Format entspricht dem der Dateien aus app-defaults.

6.6.3.7. xdm-errors

Die Ausgaben jedes X-Servers, den XDM versucht zu starten, werden in dieser Datei gesammelt. Wenn ein von XDM verwalteter Bildschirm aus unbekannten Gründen hängen bleibt, sollten Sie in dieser Datei nach Fehlermeldungen suchen. Für jede Sitzung werden die Meldungen auch in die Datei ~/.xsession-errors des Benutzers geschrieben.

6.6.4. Einrichten eines Bildschirm-Servers auf dem Netzwerk

Damit sich Clients mit dem Bildschirm-Server verbinden können, muss der Zugriffsregelsatz editiert und der Listener aktiviert werden. Die Vorgabewerte sind sehr restriktiv eingestellt. Damit XDM Verbindungen annimmt, kommentieren Sie eine Zeile in der xdm-config Datei aus:

! SECURITY: do not listen for XDMCP or Chooser requests
! Comment out this line if you want to manage X terminals with xdm
DisplayManager.requestPort:     0

Starten Sie danach XDM neu. Beachten Sie, dass Kommentare in den Ressourcen-Konfigurationsdateien mit einem ! anstelle des sonst üblichen Zeichens # beginnen. Wenn Sie strengere Zugriffskontrollen einrichten wollen, sehen Sie sich die Beispiele in Xaccess und die Hilfeseite xdm(1) an.

6.6.5. XDM ersetzen

Es gibt mehrere Anwendungen, die XDM ersetzen können, zum Beispiel kdm, der Teil von KDE ist und später in diesem Kapitel besprochen wird. kdm ist ansprechender gestaltet und bietet neben einigen Schnörkeln die Möglichkeit, den zu verwendenden Window-Manager bei der Anmeldung auszuwählen.

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