11.9. Kommandozeilenparameter

Übersetzt von Fabian Ruch.

Unser hex-Programm wird nützlicher, wenn es die Dateinamen der Ein- und Ausgabedatei über die Kommandozeile einlesen kann, d.h., wenn es Kommandozeilenparameter verarbeiten kann. Aber... Wo sind die?

Bevor ein UNIX®-System ein Programm ausführt, legt es einige Daten auf dem Stack ab (push) und springt dann an das _start-Label des Programms. Ja, ich sagte springen, nicht aufrufen. Das bedeutet, dass auf die Daten zugegriffen werden kann, indem [esp+offset] ausgelesen wird oder die Daten einfach vom Stack genommen werden (pop).

Der Wert ganz oben auf dem Stack enthält die Zahl der Kommandozeilenparameter. Er wird traditionell argc wie "argument count" genannt.

Die Kommandozeilenparameter folgen einander, alle argc. Von diesen wird üblicherweise als argv wie "argument value(s)" gesprochen. So erhalten wir argv[0], argv[1], ... und argv[argc-1]. Dies sind nicht die eigentlichen Parameter, sondern Zeiger (Pointer) auf diese, d.h., Speicheradressen der tatsächlichen Parameter. Die Parameter selbst sind durch NULL beendete Zeichenketten.

Der argv-Liste folgt ein NULL-Zeiger, was einfach eine 0 ist. Es gibt noch mehr, aber dies ist erst einmal genug für unsere Zwecke.

Anmerkung: Falls Sie von der MS-DOS®-Programmierumgebung kommen, ist der größte Unterschied die Tatsache, dass jeder Parameter eine separate Zeichenkette ist. Der zweite Unterschied ist, dass es praktisch keine Grenze gibt, wie viele Parameter vorhanden sein können.

Ausgerüstet mit diesen Kenntnissen, sind wir beinahe bereit für eine weitere Version von hex.asm. Zuerst müssen wir jedoch noch ein paar Zeilen zu system.inc hinzufügen:

Erstens benötigen wir zwei neue Einträge in unserer Liste mit den Systemaufrufnummern:

%define	SYS_open	5
%define	SYS_close	6

Zweitens fügen wir zwei neue Makros am Ende der Datei ein:

%macro	sys.open	0
	system	SYS_open
%endmacro

%macro	sys.close	0
	system	SYS_close
%endmacro

Und hier ist schließlich unser veränderter Quelltext:

%include	'system.inc'

%define	BUFSIZE	2048

section	.data
fd.in	dd	stdin
fd.out	dd	stdout
hex	db	'0123456789ABCDEF'

section .bss
ibuffer	resb	BUFSIZE
obuffer	resb	BUFSIZE

section	.text
align 4
err:
	push	dword 1		; return failure
	sys.exit

align 4
global	_start
_start:
	add	esp, byte 8	; discard argc and argv[0]

	pop	ecx
	jecxz	.init		; no more arguments

	; ECX contains the path to input file
	push	dword 0		; O_RDONLY
	push	ecx
	sys.open
	jc	err		; open failed

	add	esp, byte 8
	mov	[fd.in], eax

	pop	ecx
	jecxz	.init		; no more arguments

	; ECX contains the path to output file
	push	dword 420	; file mode (644 octal)
	push	dword 0200h | 0400h | 01h
	; O_CREAT | O_TRUNC | O_WRONLY
	push	ecx
	sys.open
	jc	err

	add	esp, byte 12
	mov	[fd.out], eax

.init:
	sub	eax, eax
	sub	ebx, ebx
	sub	ecx, ecx
	mov	edi, obuffer

.loop:
	; read a byte from input file or stdin
	call	getchar

	; convert it to hex
	mov	dl, al
	shr	al, 4
	mov	al, [hex+eax]
	call	putchar

	mov	al, dl
	and	al, 0Fh
	mov	al, [hex+eax]
	call	putchar

	mov	al, ' '
	cmp	dl, 0Ah
	jne	.put
	mov	al, dl

.put:
	call	putchar
	cmp	al, dl
	jne	.loop
	call	write
	jmp	short .loop

align 4
getchar:
	or	ebx, ebx
	jne	.fetch

	call	read

.fetch:
	lodsb
	dec	ebx
	ret

read:
	push	dword BUFSIZE
	mov	esi, ibuffer
	push	esi
	push	dword [fd.in]
	sys.read
	add	esp, byte 12
	mov	ebx, eax
	or	eax, eax
	je	.done
	sub	eax, eax
	ret

align 4
.done:
	call	write		; flush output buffer

	; close files
	push	dword [fd.in]
	sys.close

	push	dword [fd.out]
	sys.close

	; return success
	push	dword 0
	sys.exit

align 4
putchar:
	stosb
	inc	ecx
	cmp	ecx, BUFSIZE
	je	write
	ret

align 4
write:
	sub	edi, ecx	; start of buffer
	push	ecx
	push	edi
	push	dword [fd.out]
	sys.write
	add	esp, byte 12
	sub	eax, eax
	sub	ecx, ecx	; buffer is empty now
	ret

In unserem .data-Abschnitt befinden sich nun die zwei neuen Variablen fd.in und fd.out. Hier legen wir die Dateideskriptoren der Ein- und Ausgabedatei ab.

Im .text-Abschnitt haben wir die Verweise auf stdin und stdout durch [fd.in] und [fd.out] ersetzt.

Der .text-Abschnitt beginnt nun mit einer einfachen Fehlerbehandlung, welche nur das Programm mit einem Rückgabewert von 1 beendet. Die Fehlerbehandlung befindet sich vor _start, sodass wir in geringer Entfernung von der Stelle sind, an der der Fehler auftritt.

Selbstverständlich beginnt die Programmausführung immer noch bei _start. Zuerst entfernen wir argc und argv[0] vom Stack: Sie sind für uns nicht von Interesse (sprich, in diesem Programm).

Wir nehmen argv[1] vom Stack und legen es in ECX ab. Dieses Register ist besonders für Zeiger geeignet, da wir mit jecxz NULL-Zeiger verarbeiten können. Falls argv[1] nicht NULL ist, versuchen wir, die Datei zu öffnen, die der erste Parameter festlegt. Andernfalls fahren wir mit dem Programm fort wie vorher: Lesen von stdin und Schreiben nach stdout. Falls wir die Eingabedatei nicht öffnen können (z.B. sie ist nicht vorhanden), springen wir zur Fehlerbehandlung und beenden das Programm.

Falls es keine Probleme gibt, sehen wir nun nach dem zweiten Parameter. Falls er vorhanden ist, öffnen wir die Ausgabedatei. Andernfalls schreiben wir die Ausgabe nach stdout. Falls wir die Ausgabedatei nicht öffnen können (z.B. sie ist zwar vorhanden, aber wir haben keine Schreibberechtigung), springen wir auch wieder in die Fehlerbehandlung.

Der Rest des Codes ist derselbe wie vorher, außer dem Schließen der Ein- und Ausgabedatei vor dem Verlassen des Programms und, wie bereits erwähnt, die Benutzung von [fd.in] und [fd.out].

Unsere Binärdatei ist nun kolossale 768 Bytes groß.

Können wir das Programm immer noch verbessern? Natürlich! Jedes Programm kann verbessert werden. Hier finden sich einige Ideen, was wir tun könnten:

Ich beabsichtige, diese Verbesserungen dem Leser als Übung zu hinterlassen: Sie wissen bereits alles, das Sie wissen müssen, um die Verbesserungen durchzuführen.

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